Gruber
1781
- ? Held und Schlachtenlenker
sonder Gleichen!
Weiser Staatsmann! Deine hehren Thaten
Preisen laut Europa’s weite Staaten;
Bis zum Sternenzelt hinan sie reichen.
Gabst du einst zum Waffentanz das Zeichen,
In die Schlacht die Löwensöhne traten.
Wie des Unkrauts aufgeschoss’ne Saaten
Sah man Feinde sinken oder weichen.
Und es flog mit ihrem Strahlenhimmel
Stets Viktoria zu Deinen Mannen,
Schwang die Löwenfahnen nah und fern.
Flammen sprüht dein Aug im Schlachtgetümmel.
Aber zieht der grause Krieg von dannen,
Glänzet es dem Staat ein milder Stern!
Ferdinand Joseph Sr. Excellenz Herrn Grafen
von Arco
Gruber
1781
- ? Von edlen ruhmgekrönten
Ahnen stammen,
Ist werth der Mühe, ihnen nachzustreben,
Und des erhabnen Sinnes Aetherflammen
An kühnbeschrittnen Lebenspfad zu weben.
Dann glänzt ein Doppelbild im goldnen Rahmen,
Und wie auch Stürme tosend sich erheben,
Zwei Engel sind’s, die um den goldnen Samen,
Daß festen Keim er fasse, schirmend schweben.
Der eine Engel milden Segen haucht
Auf das Gefild gestreuter Tugendsaaten;
Der zweite kränzet es mit ew’gem Ruhm.
Heil, Arco, Dir! Dieß Engelpaar, es taucht
Sich mild herab auf deine Edelthaten.
Dein Herz ist deines Stammes Heiligthum!
Ferdinand Joseph An die Dichterharfe
Gruber
1781
- ? Du suchst auf Engelschwingen
mich zu tragen
Zum Himmel, wenn ich eine Höll’ erschaue,
Und an den Blumen, welk von gift’gem Thaue,
Verläumdung und des Hasses Blicke nagen.
Vom Munde küssest du den Hauch der Klagen,
Und auf die Bahn des Lebens, auf die rauhe,
Streu’st Rosen du. Der Aether winkt, der blaue,
Im Sturm. Ich sehe stete Schimmer tagen.
Ich neid’ um eitles Gold nicht meine Feinde,
Rauscht deiner Saiten unvergänglich Gold.
Der Reichthum sinkt, des Sängers Palme währt.
O Herz, das schwer gepreßt oft Thränen weinte,
Wird dir hienieden auch kein Lohn gezollt;
Im Thränenthau wirst himmlisch du verklärt!
Ferdinand Joseph An Sophie Greger
Gruber
1781
- ? Gehüllt in blendendschneeig
zartes Linnen,
Auf weißem Schlummerbettchen liegest du.
Des Paradieses ungetrübte Ruh’
Läßt dir im Tod verklärten Reiz gewinnen.
Und von des Himmels glanzumfloss’nen Zinnen
Schwebt mit der Lilie dir der Engel zu.
Entschlummert strahlst ein Engel selber du;
War engelrein ja stets dein Thum und Sinnen.
Mit Engeln hast gespielt, so lang du lebtest.
O dein Gebeth glich jener reinen Blume
Und Palme, die in deiner Hand wir sehen.
Ein aufgelöster Erdenengel schwebtest
Du selig auf zu Gottes Heiligthume,
Wo ew’ge Palmen deine Stirn’ umwehen!
Ferdinand Joseph Eheliches Glück
Gruber
1781
- ? Wem die Sterne treuer Liebe
nickten;
Heil dem Manne, dem die keusche Hand
Einer Gattin um den hochbeglückten
Scheitel eine Myrthenkrone wand!
Wenn ihn Neid und Feindschaft schwer bedrückten,
In der Theuern seinen Stab er fand.
Weg ihm ihre Zauberblicke rückten,
Was zur Seite schief und feind ihm stand.
Heil mir, dem ein liebend Weib geworden,
Fest in Treue! Reines Freudenlicht
Strahlt auf mich aus ihrem keuschen Blick.
Prahlt der Stolz mit Schätzen und mit Orden;
O, ich tausch’ an an diesen Flitter nicht
Meines Lebens froherkanntes Glück!
Ferdinand Joseph Widmung dem Vaterlande
Gruber
1781
- ? Dir, Bayern, hochgeliebte
Muttererde,
Wo mich des Lebens erster Strahl geküßt;
Dir, das ich liebend stets und froh gegrüßt,
Wenn ich zurück aus weiter Ferne kehrte;
Dir Heldenland, das Klio immer ehrte
Und traut in seine Strahlenarme schließt
Der Ruhm und edle Hoheit Dir ergießt;
O kleine, holde Welt, du liebenswerthe,
Dir, schönes, segensreiches Heimathland,
Für das ich treu gekämpft und treu geblutet,
Dir weih’ ich dankend diese Lesegabe!
Nimm hin der Liebe treues Unterpfand,
Der Liebe, die in meinem Herzen fluthet;
Nimm hin sie als des Sängers heil’ge Habe!
Ferdinand Joseph An meine liebe Gattin
Therese
Gruber
1781
- ? Theure! einig Freud’ und Leid
getheilt
Haben immer miteinander wir.
Eines hat des Andern Schmerz geheilt.
Rein erblühet’ uns ein Eden hier.
Es verstrich die Zeit, hinabgeeilt
Sind die Stunden; doch in dir und mir
Immer rege die Erinn’rung weilt
An erglühter Freuden Rosenzier.
Gutes Weib! geliebte Engelseele!
Richte heut zu Gott den frommen Blick!
Ueber uns er waltet mildiglich.
Blick auf sie, der Einung Silberquelle!
Einigkeit war immer unser Glück.
Keine Treue krönet dich und mich.
Ferdinand Joseph An’s ländliche Hüttchen
Gruber (nach dem spanischen)
1781
- ?
Beglückt, wer seine Tage hier verlebt,
Daß nie er eines Herrschers Burg erblickt!
Beglückter, wer dem Hofe sich entrückt,
Und nach des Landes niederm Hüttchen strebt;
Den nie die Furcht vor kurzem Glück umschwebt,
Vor blaßem Neid, der an dem Giftschwamm drückt!
Der höchste Baum wird von dem Sturm zerknickt,
Vom Blitz gepackt, der höchste Thurm erbebt.
Mit meinem kleinen Glück bin ich zufrieden;
Mag sich die Macht in ihre Gottheit hüllen,
Nach größerm Loose wird mein Wunsch nie streben.
Die heil’ge Ruhe lehret uns hienieden:
Der niedrigste der Stände wird erfüllen
Mit höchster Sicherheit dieß kurze Leben!